Leichen im Keller [Affinity Bridge]
Wandelnde Leichen, mordende Polizisten und ein Flugzeugabsturz – „Affinity Bridge“, geschrieben 2008 von George Mann, ist ein Horror-Steampunk-Krimi, der mit den dunklen Seiten Londons beschäftigt. Der 2010 im Piper-Verlag erschienene Roman begleitet dabei die Ermittler Sir Maurice Newbury und Miss Veronica Hobbes auf ihrer Suche nach den Hintergründen, und eventuellen Zusammenhänge, der Grauen, die das London des Jahres1901 heimsuchen. ´
Der erste Teil der Romanreihe um die Ermittler Newbury und Hobbes beginnt mit einem Kampf um Leben und Tod einer Soldatengruppe, fernab der Heimat in Indien. Angegriffen von einem „wilden Tier“ infizieren sich die Soldaten mit einer fremdartigen Seuche, die bald darauf auch in den Armenvierteln Londons um sich greift und die Menschen in willenlose „Widergänger“ verwandelt. Zudem werden mehrere Leichen mit Würgemahlen aufgefunden und das Gerücht eines „glühenden Polizisten“, der wahllos Menschen ermordet geht um. Als dann auch noch ein Luftschiff mitten in London abstürzt, ohne dass darin ein Pilot gefunden wird, beginnt für Newbury und Hobbes eine arbeitsreiche Zeit.
Dampfbetriebene Busse, Lebenserhaltungssysteme und Automaten, die scheinbar eine eigene Intelligenz haben – die Steampunkwelt des Romans strotzt vor Ideenreichtum, auch wenn die Beschreibung der Apparate recht knapp ausfällt. Dies allerdings lässt den Leser nur noch tiefer in diese Welt hineintauchen, denn sie erscheint einem so alltäglich wie das reale Leben.
Auch der Poe’sche Horror der Widergänger erinnert stark an die Seuchen, die zu jener Zeit in den immer dichter besiedelten Vierteln der großen Städte grassierten und wirkt, auch nachdem das Übernatürliche durch den wissenschaftlichen Krankheitsverlauf abgelöst wird, genauso furchteinflößend.
Der Roman ist zudem so geschrieben, dass man auch als Leser erst relativ spät von den zielführenden Zusammenhängen erfährt und sich zuvor auch schon in der einen oder anderen Fehleinschätzung des Falls widerfindet.
Die Protagonisten haben ein kollegiales Verhältnis zueinander und wissen auch in etwa so viel voneinander, wie es unter Kollegen üblich ist. Darüber hinaus erhält der Leser nur wenig Informationen über Hintergrund, Charakter oder Lebensgeschichte der beschriebenen Personen, was es eventuell schwierig macht, sich in sie hinein zu versetzen.
Ich persönlich habe dieses Buch sehr genossen und lange keinen Roman mehr gelesen, der meinen Herzschlag an den spannenden Stellen so erhöht. Gleichzeitig konnte ich auch über die eine oder andere Szene schmunzeln und hatte wohl auch ein paar Tränchen in den Augen, als die Dinge nicht so gut liefen.
Es ist ein Roman, der mitreißen will und einen direkt hinein zieht, in das Leben dieser Zeit. Empfehlen würde ich es Lesern ab 15 Jahren, die sich gerne mit Kriminalromanen und Steampunk beschäftigen, aber auch jedem, der Lust auf fast 450 Seiten pure Unterhaltung hat.
Titel: Affinity Bridge
Originaltitel: The Affinity Bridge
Autor: George Mann
Originalverlag: Snowbooks
Verlag (deutsch): Piper
Seitenanzahl: 448
Erscheinungsdatum: 2008 (dt. 2011)
ISBN: 978-3-492-70238-6
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